Zwangsstörungen

Zwangsstörungen wurden lange als seltene psychiatrische Erkrankung angesehen. Nach neueren Daten treten sie bei ca. ein bis zwei Prozent der Gesamtbevölkerung auf, bei Frauen etwas häufiger als bei Männern. Erste Anzeichen finden sich ind er Jugend oder im frühen Erwachsenenalter. Der erste Kontakt zu therapeutischen Einrichtungen findet durchschnittlich sieben Jahre nach dem ersten Auftretender Störung statt.

Woran erkennt man eine Zwangserkrankung?

Behandlungsbedürftige Zwangsstörungen erkennt man an sich wiederholenden Ritualen, die viele Stunden andauern können. Die Betroffenen sind sich dabei der Sinnlosigkeit ihres Verhaltens bewusst.

Zwangsgedanken

sich stereotyp aufdrängende als unerträglich empfundene Ideen oder Impulse, häufig dadurch Unfähigkeit, alltägliche Entscheidungen zu treffen.

Zwangshandlungen

meist übertriebene Reinlichkeit wie mehr als 50 mal am Tag die Hände waschen (Waschzwang) Ordnung und Sauberkeit, Zähl- und Kontrollierzwang, Sammelzwang

Merkmale sind:

Therapie

Die Behandlung galt lange Zeit als schwierig. Besondere Bedeutung für den Erfolg hat eine gute therapeutische Beziehung. Aufklärung und Information des Patienten bereits am Anfang der Behandlung sind sehr wichtig. Mit Methoden der Verhaltenstherapie (Technik der Exposition und Reaktionsverhinderung – ERP) steht zur Behandlung von Zwangshandlungen ein effektives Verfahren zur Verfügung. Schwieriger erscheint die verhaltenstherapeutische Beeinflussung von Zwangsgedanken.

Als medikamentöse Therapie haben sich alleine die sog. seroton- ergen Antidepressiva als wirksam erwiesen. Ziel medikamentöser Therapie ist es, eine Basis für die Bearbeitung von stressreichen, angstauslösenden Situationen zu schaffen.

Aussichten

Oft verstreich zwischen dem Beginn der Störung und der Erstbehandlung viel Zeit, und die Erkrankung ist bereits chronisch geworden. Vor diesem Hintergrund muss die statistische Erfolgsrate gesehen werden – sie beträgt bis zu 60 Prozent.

Merkposten:

Angehörige sollten auf die Symptome der Zwangserkrankung weder mit Übersehen noch mit Ärger reagieren, sondern unbedingt auf eine Behandlung durch erfahrene Therapeuten drängen.

Es gibt Kliniken, die sich auf Zwangserkrankungen spezialisiert haben. Bei frühem Beginn der Behandlung sind die Chancen auf Heilung oder wenigstens auf Besserung sehr gut!

 

Aus: Psychisch krank. Und jetzt,

Erst-Information für Familien mit psychisch kranken Menschen,

Bundesverband ApK 12/2003